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Mama Mental Load(ed)

Autorenbild: winnieulbertwinnieulbert

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Für mich derzeit wieder ein topaktuelles Thema: mein Mental Load.

Wenn ich meinen Alltag bewerten müsste, würde ich wohl so etwas sagen wie: "Ist mir zu voll, zu anstrengend und zu unlustig - denn Spaß ist mir echt wichtig, aber anstatt zwischendurch mal ordentlich zu lachen, bin ich permanent nur am Planen, Organisieren und Koordinieren!"


Und daher drängen sich mir folgende Fragen immer wieder auf:

  • Sind all meine verschiedenen Rollen, die ich habe - Hüte, die ich trage - wirklich vereinbar?

  • Wie schaffe ich es langfristig gesund zu bleiben - insbesondere auch psychisch gesund zu bleiben?

  • Wie kann ich mich selbst und meinen Familienalltag so organisieren, dass ich (und wir) hier Zuhause nicht in einem Chaos und Durcheinander an Gefühlen und Dingen, Aufgaben und Reizen untergehen?

  • Wie kann ich mich von Dingen, Gedanken und auch Menschen lossagen, die mir heute mehr Kummer bereiten, als dass sie mir gut tun?

  • Wie finde ich zurück zum Spaß und zur Leichtigkeit in meinem Alltag?

  • Wie bekomm ich diesen ganzen Mental Load gut in den Griff, so dass ich mich nicht permanent gestresst fühle?


Ok, ok, es sind schon wieder zu viele Fragen auf ein Mal - aber sie sind da und beschäftigen mich. Hier und jetzt soll es aber um Mental Load gehen und dabei vor allem um den Mental Load von eher chaotischen Mamas, wie ich eine bin.

Denn es ist eben diese Rolle, die Eltern-/Mutterrolle, die mehr als alle anderen mein bisheriges Leben beeinflusst hat und für einen Großteil meines Mental Loads verantwortlich ist.


 [Kleiner Disclaimer: Hab beim Schreiben des Beitrag gleich zu Beginn einen kleinen Umweg hingelegt. Wenn dir gerade aber nicht nach Umwegen zumute ist, spring gerne direkt zum Abschnitt 1. Der unsichtbare Rucksack - Mental Load bei Müttern] 😉


Kleiner Umweg (und ein Beispiel für Mental Load):

Obwohl ich mich als durchaus emanzipiert bezeichnen würde, lebe ich einen Großteil meiner Zeit in einem recht klassischen Rollensetting. Teilweise ist das bewusst und selbstbestimmt entschieden. Aber mal ehrlich, selbst in Berlin im Jahre 2024 leben ich inmitten einer vom Patriarchat, Klassismus und Kolonialismus geprägten Gesellschaft, die weiterhin mit Rassismus und Sexismus, Ableismus und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Identität sowie Herkunft zu tun hat. Es gibt so viele Vorstellungen, Vorurteile, Stereotype und Stigmata, Normen und Grenzen, die uns dann doch oft mehr in unsere Rollen pressen und Wege vorgeben, als dass wir wirklich frei wäre selbstbestimmt wählen zu können.

Manches davon ist sichtbar, vieles jedoch tief verborgen in der Struktur und kulturellen Identität unserer Gesellschaft und somit sehr schwierig zu fassen... Oje, bevor dieser Blogbeitrag nun eine komplett andere Richtung einschlägt und Mechanismen und Theorien von Interdependenzen und Intersektionalität bespricht (in meinem Kopf schwirrt schon wieder so ziemlich alles wild durcheinander) mach ich hier einfach mal HALT und versuche es auf den Punkt zu bringen:

Wir sind frei, aber wir sind auch gefangen und

wir sind Teil von allem, aber wir sind stets auch immer allein.


Es ist also höchst komplex und verwirrend - einfach nicht einfach - und somit völlig ok, wenn wir uns immer wieder etwas verloren fühlen.

Es hat gedauert, ehe ich erkannt habe, dass ich meine eigene Interpretation von Mama-sein finden darf und nicht immer einer bestimmten Norm oder tradierten Vorstellung entsprechen muss (und selbstverständlich gilt das auch für alle anderen Rollen in meinem Leben) - ich hab' das jetzt verstanden, aber ich stehe noch ganz am Anfang dieser Reise und frage mich daher oft: Wie kann und will ich (als Mama) sein? Und wie kann ich das ins existierende System einbringen und authentisch leben?

[Dabei wird wir gerade bewusst, dass auch dieser "Umweg" eine Form von Mental Load ist, die sich hier gerade bei mir - in Form von Buchstaben auf "Papier" - einen Weg nach Außen bahnt. Denn, ich fühle eine Verantwortung diesen Themen gegenüber; sie drängt sich mir immer wieder auf und das ist gut so, ist richtig und wichtig und gleichzeitig unendlich anstrengend und oft auch lähmend. Es belastet mich mental, weil ich mich diesem Wissen und der - für mich damit einhergehenden - Verantwortung nur sehr schlecht entziehen kann und das ermüdet... aber, wie schon gesagt: HALT! und zurück zum Thema, das ich hier beschreiben möchte: "Mein Mental Load als Mama".]


Mental Load ist ein Begriff, der immer mehr an Bedeutung gewinnt, aber was steckt eigentlich dahinter?



Der unsichtbare Rucksack - Mental Load bei Müttern

Was ist Mental Load?

Mental Load beschreibt die geistige und emotionale Belastung, die mit der Organisation und dem Management des (Familien-)Alltags einhergeht. Parallel zu all den regelmäßig stattfindenden Aufgaben wie Kochen, Putzen, Einkaufen, Kinder bringen, holen und versorgen, kommt eine Liste an Zusatzaufgaben und Verantwortungen - und die allermeisten dieser Aufgaben benötigen weitere, vorbereitende Leistungen

  • Wann muss das Kind wieder zur Kinderärztin/ zur Zahnärztin/ geimpft werden?

  • Wann muss der Hund geimpft werden?

  • Wer hat wann Geburtstage und was möchten wir schenken?

  • Was muss für die Schule/ die Kita/ den Verein besorgt werden?

  • Wann steht die nächste Klassenarbeit an? Braucht mein Kind eigentlich mehr Unterstützung beim Lernen?

  • Wer betreut meine Kids, wenn ich zum Elternabend gehe?

  • Sind die Ausweise/ Reisepässe noch gültig für den geplanten Herbsturlaub?

  • Wir wollten uns am Wochenende um den Garten kümmern, aber was muss dafür wo besorgt werden und wer macht das?

  • Habe ich die Mail vom Klassenlehrer schon beantwortet?

  • Ich muss nochmal mit Person XY (Partner_in, Großeltern, Erzieher_innen, Trainer_innen, andere Eltern, Freund_innen, etc) sprechen um Aufgabe YZ zu organisieren.

  • Es gibt noch "offene Baustellen"/Konfliktthemen mit meiner Freundin/ meiner Schwester und ich weiß weder, ob noch wie ich diese thematisieren soll. Die Situation belastet mich und ich denke oft daran, schaffe es aber nicht mich damit auseinanderzusetzen.

  • etc.


All das sind Beispiele für Mental Load.

Gedanken, Aufgaben, Fragen, die uns im Kopf rumschwirren, sich immer wieder aufdrängen, die wir besser nicht vergessen dürfen (oder nicht vergessen können) und selbstverständlich alle - am besten gleich - erledigt werden wollen, damit wir endlich etwas zur Ruhe kommen können.


Um meinen Alltag Tag für Tag zu bewerkstelligen, habe ich parallel zu dem was ich tue - zu dem was im Außen sichtbar ist - noch tausend Dinge im Kopf, an die ich denken muss. Vieles davon sind "vorbereitende Aufgaben" [Arzttermin vereinbaren; Lebensmittel einkaufen], um die "eigentliche Aufgaben" [mit dem Kind zur U7 gehen; Abendessen kochen] überhaupt tun zu können.


[Und selbst kurz vor dem Arzttermin kannst ich auch nicht einfach mit meinem Kind das Haus verlassen... Hier der Versuch in Worte zu fassen was eigentlich abgeht:

  • Hab ich die Wickeltasche gepackt?

  • Und das U-Heft inklusive Impfpass und die Krankenkassenkarte dabei?

  • Jetzt regnet es doch... also Schuhe wieder aus, rein in die Gummistiefel und die Jacken tauschen; die Fahrradhelme brauch ich dann nicht mehr, dafür die Autoschlüssel...

  • Hab ich jetzt alles? Ja, dann Tür zu.

  • Nein, die Kita braucht noch die Bescheinigung.

  • Wieder rein, Zettel holen.

  • Tür zu. Los.

  • Ich hoffe, ich hab jetzt alles und gehe im Kopf noch mal durch, was ich dabei haben muss.

  • Ich setze mein Kind in den Autositz und merke: hier stinkt's.

  • Also erst noch mal Wickel. Kofferraum auf.

  • Oje, hier sind ja noch die Kisten mit dem Glasmüll, die ich gestern zum Glas-Container fahren wollte...

  • und die Büchereibücher, die müssen heute noch weg, sonst fallen Kosten an...

  • jetzt erstmal Kind wickeln... fertig!

  • Dann aber los.

  • Mittlerweile bin ich spät dran und hoffe, ich finde vor Ort direkt einen Parkplatz...

  • etc.


Es sind die kleinen und großen Gedanken, Aufgaben und Verantwortungen, die ständig im Kopf herumschwirren und selten gesehen oder gewürdigt werden.



Mental Load in Stichpunkten

Mental Load ist...

  • eine Dauerbelastung

  • eine Überladung an Gedanken, Gefühlen und To-Dos"

  • eine unsichtbare Denkarbeit, die permanent geleistet wird und der wir uns, ohne eine gelernte Strategie, oft nicht mehr entziehen können

  • und darüber hinaus: eine versteckte Ungleichheit-> da sie vor allem von Frauen getragen wird



Von Mental Load zu Mama mental(ly) overloaded

Traditionell sind Mütter oft die Hauptorganisatorinnen im Haushalt. Trotz zunehmender Gleichberechtigung in vielen Bereichen tragen sie oft die Hauptverantwortung für die Familienorganisation. Studien zeigen, dass Frauen häufiger als Männer an die Vielzahl kleinerer Aufgaben denken müssen, was zu einer konstanten mentalen Belastung führt (WSI-Report der Hans-Böckler-Stiftung zum Thema "Mental Load").

Der kontinuierliche Mental Load kann zu Stress, Erschöpfung und sogar Burnout führen. Das Gefühl, ständig auf Abruf zu sein und an alles denken zu müssen, kann die mentale Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Schlafstörungen, Angstzustände und depressive Verstimmungen sind mögliche Folgen.



Was hilft bei mental (over-)load?

  1. Kommunikation: Offene Gespräche mit dem Partner über die Verteilung der Aufgaben sind essentiell. Ein gemeinsames Verständnis und das Bewusstsein für Mental Load können zu einer gerechteren Aufteilung führen.

  2. To-Do-Listen und Organisationstools: Das Festhalten von Aufgaben kann helfen, den Überblick zu behalten und den Kopf freizumachen. Apps oder einfache Listen können hierbei unterstützen.

  3. Selbstfürsorge: Sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen und auf die eigene mentale Gesundheit zu achten, ist unerlässlich. Ob durch Hobbys, Sport oder einfach mal einen Spaziergang – Pausen helfen, den Akku wieder aufzuladen.

  4. Unterstützung suchen: Scheue dich nicht, Hilfe anzunehmen, sei es von Familie, Freunden oder professionellen Dienstleistern. Jeder hat mal Unterstützung nötig und das ist völlig in Ordnung.


Fazit

Mental Load ist eine reale und oft unsichtbare Belastung, die viele Mütter trifft. Es ist wichtig, dieses Thema anzusprechen, darüber zu informieren und Wege zu finden, die Last zu teilen, um auf Dauer gesund zu bleiben. 🤍👯


Winnie



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