Warum es Zeit ist, den Perfektionismus loszulassen
Kennst du das Gefühl ständig von deinen eigenen Ansprüchen angetrieben zu werden?
Dieser Gedanke begleitet viele berufstätige Mütter - mich eingeschlossen. Wir sind permanent am Machen, Planen, Organisieren - wir geben alles und trotzdem bleibt oft das nagende Gefühl, nicht genug zu sein. Die To-do-Liste wird zum Mahnmal. Aber ein Mahnmal wofür denn eigentlich?!
Bei meiner Liste handelt es sich um ein Mahnmal unerreichter Perfektion. Denn soviel wie da draufsteht, ganz ehrlich, das schafft kein Mensch und schon gar nicht, wenn dieser Mensch für so viel Care-Arbeit zuständig ist, wie ich es bin - und ich denke, dass trifft auf den Großteil der Mütter zu.
Oft habe ich das Gefühl, als ob die anderen das Leben im Griff haben – und ich allein bekomme es nicht hin - ich komme einfach nicht hinterher. Mittlerweile habe ich verstanden, dass dieses Gefühl auf einem Glaubenssatz beruht, für den ich selbst Verantwortung trage. Ich denke nicht, dass es fair wäre zu sagen: ich bin selbst dafür verantwortlich, dass ich ihn verinnerlicht habe - da ist sicherlich eine menge Prägung und Sozialisation dahinter. Jedoch ist es nun meine Aufgabe mit ihm umzugehen und dafür bin definitiv ausschließlich ich zuständig.
Doch es ist eine Sache, etwas zu verstehen und eine ganz andere Veränderung zu bewirken und es dann tatsächlich auch zu fühlen. Ich habe verstanden, dass Perfektionismus echt nicht erstrebenswert ist und dennoch fühlt es sich oft nach Scheitern an, wenn ich eine Sache nicht so hinbekomme, wie ich es mir vorgestellt habe. Selbst wenn meine Erwartung, ehrlich gesagt, unrealistisch und vor allem unnötig überzogen war.
Perfektionismus ist wie ein unsichtbarer Mitbewohner, der sich in unser Leben schleicht und uns antreibt, gleichzeitig aber erdrückt. Er nimmt uns die Freude an den kleinen Dingen und verwandelt den Alltag in einen endlosen Wettlauf.
In diesem Beitrag teile ich mit euch warum Perfektionismus so belastend ist, welche Ursachen dahinterstecken und wie ich selbst Schritt für Schritt auf dem Weg zu einem entspannteren Umgang mit mir selbst bin - mal sehr erfolgreich und dann wieder eher weniger. Aber hej, "that's life - I guess".
Warum Perfektionismus so belastend ist
Der ewige Kreislauf: Warum wir nach Perfektion streben
Perfektionismus ist nicht einfach nur ein hoher Anspruch an uns selbst – er ist oft tief verwurzelt in unseren Überzeugungen und gesellschaftlichen Prägungen. Von klein auf lernen wir, dass Leistung zählt, Fehler vermieden werden sollen und Anerkennung davon abhängt, wie gut wir sind. Ob es nun ältere und/oder talentiertere Geschwistern, Freund_innen, wer auch immer ist, mit denen wir verglichen werden und uns dann wiederum selbst vergleichen; ob es der geliebte (Leistungs)Sport ist, den wir begeistert betreiben, das Instrument das wir engagiert erlernen oder whatever - wir sind Mitglieder einer Leistungsgesellschaft und das von klein auf. Das macht was mit uns - mit mir alle Male. Es besteht eine Art des Leistungsdrucks, der sich sehr viele leider nicht gut entziehen können und so prägt er oft ein perfektionistisches Mindset.
Perfektionismus führt dann meist recht schnell in einen Teufelskreis: Je mehr wir uns anstrengen, desto höher setzen wir (und/oder andere) die Messlatte – und desto mehr Fehler oder Unvollkommenheiten nehmen wir an uns selbst wahr (und/oder eben anderen an uns). Das führt nicht nur zu Stress, sondern auch zu Selbstzweifeln und dem ständigen Gefühl, nicht genug zu sein.
Die negativen Folgen von Perfektionismus
Ein übermäßiger Perfektionismus kann langfristig ernsthafte Konsequenzen haben:
Chronischer Stress & Erschöpfung: Der Druck, immer alles perfekt zu machen, setzt den Körper unter Dauerstress. Das kann zu Verspannungen, Schlafproblemen und langfristig sogar zu Burnout und den verschiedensten psychosomatischen Krankheitsbildern führen.
Entscheidungsparalyse: Perfektionist_innen haben oft Angst, falsche Entscheidungen zu treffen – und treffen deshalb gar keine. Das blockiert Fortschritt und sorgt für Frustration.
der Schwierigkeit loszulassen: Perfektionismus geht oft mit einem hohen Kontrollbedürfnis einher. Doch das Leben ist weder planbar noch im Alleingang wirklich gut zu meistern
Und wenn wir zu sehr an Perfektion festhalten, verpassen wir viele wertvolle Momente und damit auch so viel Leben (Lebenserfahrung).
Perfektionismus erkennen: In welchen Bereichen hält er uns gefangen?
Viele Mütter erkennen gar nicht, wie sehr Perfektionismus ihr Leben bestimmt. Deshalb hilft es, bewusst hinzuschauen: Wo in deinem Alltag zeigt sich dieser innere Druck am stärksten?
Perfektionismus im Haushalt
Du möchtest, dass dein Zuhause jederzeit aussieht wie aus dem Interior-Magazin? Du räumst ständig hinterher und kannst dich erst entspannen, wenn alles perfekt ist? Also bei mir war das jahrelang der Fall und ich ertappe mich weiterhin oft dabei, dass ich bestimmte Handgriffe nicht einfach seinlassen kann. Nur noch schnell das hier wegräumen und das hier und dann schnell noch darüber wischen und zack wieder eine halbe Stunde weg "perfektioniert".
Diese Art von Perfektionismus sorgt dafür, dass du dich nie wirklich ausruhst – weil es immer „noch etwas“ zu tun gibt.
Perfektionismus in der Erziehung
Du willst immer eine geduldige, kreative, präsente Mutter sein – doch die Realität sieht anders aus. Kinder sind unberechenbar, und niemand kann rund um die Uhr tiefenentspannt reagieren. Der Anspruch, eine „perfekte Mutter“ zu sein, macht es schwer, einfach mal loszulassen und das Zusammensein zu genießen.
Perfektionismus im Beruf
Selbst nach Lob deiner Kolleg_innen denkst du: „War das wirklich gut genug?“ Du überarbeitest Aufgaben mehrfach, aus Angst, Fehler zu machen? Perfektionismus im Job führt dazu, dass du ständig mehr leistest, als nötig wäre – oft auf Kosten deiner eigenen Energiereserven und Erholung.
Also, ich für meinen Teil, kenne Perfektionismus in jedem der genannten Bereiche und vermutlich auch in allen nicht genannten... grmpf... 😵💫😣🤷
Wie du Perfektionismus ablegen und mehr Leichtigkeit finden kannst
Perfektionismus loszulassen bedeutet nicht, nachlässig zu werden oder dich nicht mehr um deine Aufgaben zu kümmern. Es bedeutet, eine gesunde Balance zu finden und dir selbst mehr Raum für Gelassenheit zu erlauben.
Tipp 1: Setze klare Prioritäten
Nicht alles muss sofort und perfekt erledigt werden. Frage dich bei jeder Aufgabe: Ist das wirklich wichtig – oder will ich es nur perfekt machen? Manchmal reicht „gut genug“, um mehr Zeit für dich zu gewinnen.
Tipp 2: Erkenne deine Perfektionismus-Trigger
Perfektionismus hat oft tieferliegende Ursachen. Frage dich: Warum fällt es mir so schwer, Fehler zuzulassen? Woher kommt mein hoher Anspruch an mich selbst? Oft hängen diese Gedanken mit alten Glaubenssätzen zusammen, die du hinterfragen darfst.
Tipp 3: Lerne, Unperfektheit auszuhalten
Trainiere dich bewusst im Loslassen: Gehe mit der Einstellung „Gut ist gut genug“ an eine Aufgabe heran, kaufe bewusst nicht die schönsten Blumen oder nicht die frischesten Stücke Obst und erfreue dich Zuhause an ihrer unperfekten Schönheit oder einem leckeren Geschmack trotz angedetschter Schale. Mit der Zeit wirst du merken, dass die Welt nicht untergeht – sondern sich sogar leichter anfühlt, wenn es nicht immer das allerbeste sein muss.
Tipp 4: Baue mehr Selbstfürsorge in deinen Alltag ein
Perfektionist:innen setzen sich selbst oft an die letzte Stelle. Doch um wirklich für andere da sein zu können, brauchst du auch Momente für dich. Plane bewusst Pausen ein, in denen du etwas für dein Wohlbefinden tust – sei es ein heißes Bad, ein Spaziergang oder einfach 10 Minuten in Ruhe mit einer Tasse Kaffee.
Tipp 5: Suche Austausch mit Gleichgesinnten
Du bist nicht allein! Viele Mütter kämpfen mit den gleichen Herausforderungen. Im Austausch mit anderen kannst du erkennen, dass niemand alles perfekt macht – und dir wertvolle Impulse für einen entspannteren Alltag holen.
Gelassenheit als Geschenk an dich selbst
Den Perfektionismus loszulassen, bedeutet nicht, dich gehen zu lassen. Es bedeutet, dir selbst zu erlauben, Mensch zu sein – mit all deinen Stärken und Schwächen. Das schöne daran ist: Je mehr du dich selbst annimmst, desto entspannter wirst du auch in deinem Alltag.
Stell dir vor, wie es sich anfühlt, abends zufrieden auf dein Sofa zu sinken – nicht, weil du alles geschafft hast, sondern weil du bewusst entschieden hast, was wirklich zählt. Diese Gelassenheit schenkt dir nicht nur mehr Energie, sondern auch mehr Freude an den Dingen, die wirklich wichtig sind: Zeit für dich, deine Familie und das Leben.

Fazit: Du bist genug – auch ohne Perfektion
Perfektionismus ablegen ist ein Prozess, der Mut und Übung braucht. Doch wenn du beginnst, ihn Stück für Stück loszulassen, wirst du merken, wie viel leichter dein Alltag wird. Du bist EINZIGARTIG, WERTVOLL und absolut GENUG – auch ohne immer alles im Griff zu haben. 🤍
Wie schaut's bei dir aus? Ist Perfektionismus ein Thema für dich? Hast du weitere Strategien, die vielleicht auch uns anderen Perfektionist_innen helfen könnten? Teile deine Gedanken gerne in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch! 😊
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