top of page

Vom Chaos zur Klarheit: Wie ich durch Minimalismus wieder Ordnung fand

Autorenbild: winnieulbertwinnieulbert

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Ich weiß noch genau, wie erschlagen ich mich von meinem eigenen Haushalt und all den Dingen – meinen Dingen – in ihm gefühlt habe. Mein Leben lang habe ich Schätze und Material für kreative Projekte angehäuft, wollte Erinnerungen konservieren und konnte mich kaum von Dingen trennen, die ich irgendwann mal gebrauchen könnte. Auch mein Kleiderschrank war bis oben hin voll – vor allem mit Kleidung, in die ich vielleicht irgendwann mal wieder passen würde, oder die ich zumindest zum Renovieren und für die Gartenarbeit nutzen könnte. Und doch hatte ich oft das Gefühl: ‚Ich habe nichts zum Anziehen.‘ Kennt ihr das auch?


Ich hatte von allem zu viel und überhaupt keinen Überblick, geschweige denn eine Ordnung in all meinen Dingen. Es war erdrückend, als würde mir mein eigenes Zuhause die Luft nehmen. Kein Wunder, denn jedes einzelne Teil im Haus verbraucht nicht nur Platz, sondern auch Energie. Irgendwann war es soweit, dass mir meine Dinge mehr Raum und Kraft raubten, als sie mir gaben. Das war 2019.


Das Schwierigste war für mich, meiner Tochter ein gutes Vorbild zu sein. Ich wollte ihr zeigen, wie man Ordnung hält und musste gleichzeitig erkennen, dass ich es ihr nicht wirklich vorlebe. Ich musste zunächst also erstmal erkennen und annehmen, dass ich nicht nur ihr helfen sollte, ihr Zeug aufzuräumen, sondern mich endlich auch meinem eigenen Kram widmen musste. Wir lernen schließlich zu einem großen Teil durch Nachahmung – so sollte ich ihr wohl auch ein gutes Beispiel vorleben.


Nachdem ich lange versucht hatte, allein und mit den immer gleichen Methoden klarzukommen, begegnete mir das Konzept des 'Minimalismus'. Was ich daran so schätze, ist, dass es nicht bedeutet, alles loszuwerden – es geht darum, bewusster zu leben und Platz für das zu schaffen, was wirklich zählt.


Das Problem: Loslassen fällt oftmals ganz schön schwer

Wenn ich vom „Loslassen“ spreche, meine ich nicht nur Gegenstände, sondern auch emotionale Bindungen und innere Strukturen. An unseren Dingen hängen oft Erinnerungen, Gefühle oder Hoffnungen – oder einfach die Idee, dass man den Gegenstand „irgendwann“ noch gebrauchen könnte. Das macht es umso schwerer, Entscheidungen zu treffen, Ordnung zu schaffen und den Überblick zu behalten.

Statt Geborgenheit und Sicherheit schaffen all diese Dinge jedoch oft genau das Gegenteil: Sie blockieren uns und nehmen uns nicht nur Platz, sondern auch mentale Energie. Das Chaos im Außen spiegelt häufig das Chaos im Inneren wider. Ich war ständig damit beschäftigt, aufzuräumen – ich wollte es endlich ordentlich haben – aber bis in meine 30er fühlte es sich wie ein nie endender Kampf an. Das nagende Gefühl, im Bereich der Haushaltsführung zu versagen, wurde mit jedem Jahr stärker und zerrte an meinem Selbstwertgefühl. Warum zum Geier bekam ich es einfach nicht auf die Kette? Irgendwann wollte ich nur noch ALLES loswerden, doch es änderte sich kaum etwas.

Das eigentliche Problem liegt nicht darin, dass wir zu wenig Zeit oder Platz haben – es ist die emotionale Last, die wir mit vielen Dingen verbinden. Das macht es so schwer, Entscheidungen zu treffen und sich zu trennen. Oft merken wir erst, wie sehr uns diese Dinge erdrücken, wenn es zu viel wird und wir uns wie gelähmt fühlen.

Zusätzlich kommt hinzu, dass unser Alltag als Mütter ohnehin schon vollgepackt ist. Es bleibt kaum Zeit für uns selbst, geschweige denn für ein gigantisches Projekt wie „alle unsere Sachen durchgehen und neu organisieren“. Oft fehlt uns auch das Wissen, wie man solch eine Aufgabe ordentlich plant und umsetzt. Ich selbst habe früher überall gleichzeitig aufgeräumt, ein paar Dinge aussortiert, aber am Ende meist ein noch größeres Chaos angerichtet.


Minimalismus als Lösung: Weniger ist mehr – aber was bedeutet das wirklich?

Als ich das Konzept des Minimalismus entdeckte, dachte ich zunächst, es ginge darum, so wenig wie möglich zu besitzen. Doch mit der Zeit habe ich gelernt, dass es beim Minimalismus nicht darum geht, sich von allem loszusagen und sich zu trennen, sondern bewusst zu entscheiden, was wirklich wichtig ist und das man sich so wunderbar auch dem Thema Ordnung nähern kann. Es geht darum, Raum zu schaffen – sowohl im Außen als auch im Inneren – für das, was uns Freude bringt und uns Energie gibt.

(Im Aufräum-Kosmos wird "Minimalismus" seid einigen Jahren ordentlich (haha) gehypt und deswegen gehe ich mit dem Begriff jetzt mal mit - auch wenn "Essentialismus" es meiner Meinung nach besser trifft.)


Minimalismus bedeutet, sich von dem zu trennen, was uns belastet, und nur das zu behalten, was uns wirklich glücklich macht oder einen klaren Nutzen hat. Für Mütter, die mit ADHS, HSP oder Autismus leben, kann dieser Ansatz besonders hilfreich sein. Er hilft, die ständige Reizüberflutung und das Gefühl der Überforderung zu reduzieren, indem man den Fokus auf das Wesentliche legt.


Minimalismus ist nicht über Nacht zu erreichen – es ist ein Prozess. Es beginnt damit, sich bewusst zu machen, welche Dinge wirklich wichtig sind und welche nur Ballast darstellen. Und ja, das Loslassen kann emotional herausfordernd sein. Aber mit jedem Schritt wird der Raum im Außen freier – und damit auch der Raum im Inneren.


Ich selbst lebe bisher nicht in einem minimalistischen Haushalt und will auch gar nicht definieren (müssen), wo meine Reise hingeht. Jedoch hat der Minimalismus (a.k.a. Essentialismus) in den vergangenen Jahren sehr viel mehr Raum in meiner Gedankenwelt, meiner Haltung und meinem Handeln eingenommen. Es hilft mir motiviert zu bleiben, Schritt für Schritt vorzugehen und zu erkennen, dass ich nicht nur genügsam mit sehr viel weniger Zeug sein darf und kann, sondern auch genügsam mit mir und den kleinen Schritten, die ich mache. Minimalismus für mich ist, wie so vieles im Leben, kein Ziel, sondern ein Weg und mein einziges Ziel auf diesem Weg - meine einzige Hoffnung für meinen Weg - ist, dass es sich gut anfühlen soll. Ich möchte dabei Freude und Verbundenheit empfinden - Spaß und Liebe!



Minimalismus im Alltag - Praktische Tipps für mehr Ordnung

Minimalismus – oder Essentialismus, wie ich es lieber nenne – klingt vielleicht nach einem großen Ziel, das Lichtjahre entfernt ist. Aber du musst nicht alles auf einmal angehen. Tatsächlich ist der beste Weg, Ordnung zu schaffen, ganz klein anzufangen und dir selbst die Erlaubnis zu geben, in deinem eigenen Tempo vorzugehen.


1. Beginne mit einem klaren Ziel

Frage dich: Was möchte ich erreichen? Vielleicht willst du mehr Platz im Wohnzimmer schaffen, um dich wohler zu fühlen, oder du möchtest, dass der Kleiderschrank nur noch Lieblingsstücke enthält. Dein Ziel sollte motivierend sein, aber nicht überfordernd.


2. Starte mit einem kleinen Bereich

Anstatt gleich das ganze Haus auf den Kopf zu stellen, konzentriere dich auf einen Bereich. Vielleicht ist es nur eine Schublade oder eine Ecke im Zimmer. Kleine Erfolge schaffen Motivation!


3. Regelmäßig Zeit einplanen

Der Weg zu mehr Ordnung wird nicht von heute auf morgen erreicht - es braucht Zeit und Routinen.

1 Mal pro Tag (10-20 Minuten)

  • Stelle einen Timer auf 10, 15 oder 20 Minuten und arbeite konzentriert an deinem gewählten Bereich (z.B. Besteckschublade) und höre danach auf. Diese kurzen Aufräumphasen verhindern Überforderung und lassen sich leichter in den Alltag integrieren

1 Mal pro Woche/ 14-Tage/ Monat

  • Nimm dir Zeit für ein größeres Ordnungsprojekt.

    Achtung: auch hier nicht zu groß denken! Beginne lieber kleiner, zum Beispiel mit dem Badezimmerschrank (anstelle des gesamten Badezimmers) - weitermachen kannst du danach noch immer, wenn dir danach ist.


4. Beantworte dir selbst folgende Fragen

Jedes Mal, wenn du einen Gegenstand in die Hand nimmst, frage dich:

  • Brauche ich das wirklich?

  • Macht es mich glücklich?

  • Nutze ich das regelmäßig?

  • Würde ich es vermissen, wenn es nicht mehr da wäre?

  • Brauche ich das wirklich?


5. Plane Pausen ein (Regeneration)

Es ist wichtig, regelmäßige Pausen einzuplanen, um Erschöpfung zu vermeiden und dich zu regenerieren.


6. Feiere deine Erfolge

Selbst wenn du nur eine Ecke geschafft hast, klopfe dir auf die Schulter – jede kleine Etappe ist ein Grund zu feiern.


7. Überdenke dein Konsumverhalten

1-zu-1-Regel: Für jedes neue Teil, das ins Haus kommt, verlässt ein anderer Gegenstand das Haus. Dies ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um das Gleichgewicht zu halten und nicht wieder in alte Muster zu verfallen.



Der erste Schritt zählt – nicht die Perfektion

Minimalismus ist kein Ziel, das du irgendwann „fertig“ erreichst – es ist ein Prozess, eine Haltung, ein bewussteres Leben mit den Dingen, die dir wirklich guttun. Es geht nicht darum, radikal alles loszuwerden, sondern darum, Klarheit zu schaffen: Was ist wirklich wichtig? Was darf gehen, weil es mir mehr nimmt als gibt?


Und ja, dieser Weg braucht Zeit. Genau deshalb habe ich diesen Beitrag auch veröffentlicht, obwohl er noch nicht „fertig“ ist. Weil es nicht darum geht, erst perfekt zu sein, bevor man losgeht. Sondern darum, einfach den ersten Schritt zu machen.


Vielleicht ist dieser erste Schritt für dich heute, eine einzige Schublade auszumisten. Oder dich einfach mal zu fragen: Was belastet mich eigentlich wirklich? Was könnte ich loslassen – materiell oder mental?


Wenn dir nach etwas Motivation und Anleitung für einen ersten Schritt ist, hab ich hier eine VISION BOARD Vorlage für dich.


Also: Was ist dein erster kleiner Schritt in Richtung mehr Klarheit und Leichtigkeit? 🤍


Ich freu mich auf deine Gedanken dazu – schreib mir gerne in den Kommentaren! 😊

Comments


bottom of page